In fast allen Ländern konnten wir für die erneute Zusammenarbeit die Mitwirkenden von damals begeistern. Die ehemaligen Studierenden stehen heute im Berufsleben. Sie haben uns ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Projekt damals und heute aufgeschrieben. Wir geben ihnen für die Einleitung zu diesem Buch das Wort.
In fast allen Ländern konnten wir für die erneute Zusammenarbeit die Mitwirkenden von damals begeistern. Die ehemaligen Studierenden stehen heute im Berufsleben. Sie haben uns ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Projekt damals und heute aufgeschrieben. Wir geben ihnen für die Einleitung zu diesem Buch das Wort.
In fast allen Ländern konnten wir für die erneute Zusammenarbeit die Mitwirkenden von damals begeistern. Die ehemaligen Studierenden stehen heute im Berufsleben. Sie haben uns ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Projekt damals und heute aufgeschrieben. Wir geben ihnen für die Einleitung zu diesem Buch das Wort.
In fast allen Ländern konnten wir für die erneute Zusammenarbeit die Mitwirkenden von damals begeistern. Die ehemaligen Studierenden stehen heute im Berufsleben. Sie haben uns ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Projekt damals und heute aufgeschrieben. Wir geben ihnen für die Einleitung zu diesem Buch das Wort.
Belarus, Minsk
2005
Ort
Haus
Wohnung
Personen
Fotos
Text
Minsk, Hauptstadt der Republik Belarus
1,7 Millionen Einwohner
Wohnüberbauung, Baujahr 1990, Stadtverwaltung Minsk
108 m2
Sergej (51), Hochschullehrer
Valentina (50), Lehrerin
Sergej (23), Geschichtslehrer, arbeitet selbstständig
Polina Novikova (17), Schülerin
Anton Slunchenko
Sergej Laboda
Die Familie lebt in einer Fünfzimmerwohnung in einem Plattenbau, der 15 Jahre alt ist. Das Haus ist sehr gross: Es hat neun Eingänge und fast 700 Wohnungen und befindet sich in einem schönen «Schlafviertel» am östlichen Rand der Stadt Minsk.
Alles in der Wohnung haben die Familienmitglieder mit eigenen Händen gemacht. Heute leben hier vier Menschen: Vater, Mutter, Sohn Sergej und Tochter Polina. Die ältere Tochter Valerja hat geheiratet, ein Kind bekommen und ist mit ihrem Mann zum Studium nach Kanada gegangen.
Der Familienvater, Sergej, arbeitet als Leiter des Lehrstuhls für belarussische Geschichte an der Linguistischen Universität. Er schreibt eine Habilitationsschrift. Seine Hobbys sind Fotografieren und Basteln, im Winter läuft er gerne Ski. Valentina arbeitet als Grundschullehrerin in einer Schule mit vertieftem Fremdsprachenunterricht. Ihr Hobby ist es, «Mama zu sein» und sich um die Familie zu sorgen. Sohn Sergej hat die Pädagogische Universität in den Fachrichtungen Geschichte und Englisch beendet. Tochter Polina ist in der 11. Klasse. Die Familie liebt es sehr, zusammen zu reisen.
Der Vater spielt in der Familie oft die Rolle des «Weckers»: Er weckt alle am Morgen und bereitet das Frühstück vor. Zusammen versammelt sich die Familie gewöhnlich am Sonntag beim Mittagessen. Tagsüber kommen alle zu verschiedenen Zeiten nach Hause. Die Familienlieblingsecke in der Wohnung ist das Wohnzimmer, wo Gäste empfangen werden, das mit der Küche durch ein von Sergej selbst gemachtes Fenster in der Wand verbunden ist. Die Lieblingsgegenstände in der Wohnung sind Familienfotografien und Bücher. An der Atmosphäre der eigenen Wohnung schätzen sie die häusliche Wärme und das Vertrauen.
Vor 15 Jahren wohnten sie im dienstlichen Raum einer Schule, in der Valentina als Lehrerin arbeitete. Die Eltern standen mit drei Kindern da, und es war zu wenig Platz in den zwei Zimmern, die sie hatten. Die Küche für zwei Familien befand sich auf dem gemeinsamen Korridor. Aber die Zeit dort war sehr lustig, alle Nachbarn verstanden sich gut miteinander.
Als sie in die neue Fünfzimmerwohnung eingezogen waren, fragte die kleine dreijährige Polina, während sie von einem Zimmer ins andere lief: «Ist das unser Zimmer? Und das ist auch unseres?» Sie konnte nicht glauben, dass ihre neue Wohnung so gross war. Auch in 15 Jahren wollen die Eltern in dieser Wohnung leben, an die sie sich sehr gewöhnt haben. Polina will in Kanada in einer eigenen Wohnung unweit von der älteren Schwester leben.
2017
Ort
Haus
Wohnung
Personen
Fotos
Text
Minsk, Hauptstadt der Republik Belarus
2 Millionen EinwohnerHaus
zehngeschossige Wohnüberbauung, Baujahr 1990, Eigentum der Stadtverwaltung Minsk
5 Zimmer, 108 m2, 9. Obergeschoss, Eigentum (privatisiert)
Valentina (62), Lehrerin
Sergej (63), Hochschullehrer, Lehrstuhlinhaber
Anton Slunchenko, Sergej Novikau
Anton Slunchenko, Doris Iezzi
Im Moment wohnen Sergej und Valentina alleine in dieser grossen Wohnung. Ihre drei Kinder sind nach und nach aus dem elterlichen Reich ausgezogen. Der Sohn lebt selbstständig in Minsk, die Töchter leben in Kanada und in den USA. Die Kommunikation mit den Kindern in Nordamerika findet nur noch per Skype oder Telefon statt.
Valentina unterrichtet in der Grundschule No.64 die belarussische Sprache. Sergej führt den Lehrstuhl für Geschichte, Weltkultur und Tourismus an der Minsker Staatlichen Linguistischen Universität. Die Eltern sind fast nie zu Hause. Sie gehen morgens sehr früh zur Arbeit und kehren am Abend spät zurück. Herbst, Winter und Frühling sind arbeitsintensive Jahreszeiten, und auch der erste Sommermonat ist für die beiden Pädagogen häufig bis zum Schluss mit Arbeit ausgefüllt – es ist die Zeit der Examen.
Juli und August dagegen sind ganz der Erholung gewidmet. In Anbetracht dieses Arbeitsplans werden alle Fragen zu Hause beim Frühstück besprochen. Abends ziehen sie es vor, die Zeit ruhig zu verbringen und zu Bett zu gehen, ohne ständig an die Arbeit zu denken.
An Werktagen wird das Mittagessen entweder in der Mensa oder im Café an der Arbeit eingenommen. Sergej steht frühmorgens um 5 Uhr auf und treibt Sport im Wald. Deshalb legt er sich früher schlafen als seine Frau. Valentina geniesst es, am Abend in der Stille ein Buch zu lesen. Bei Gelegenheit besucht sie am Wochenende der Sohn mit der kleinen Tochter. Valentina widmet dann ihre Zeit mit grosser Freude ihrer Enkelin. Die Freizeit verbringen Valentina und Sergej meistens entweder in der Küche oder im Wohnzimmer. Hier verwandeln sich die kleinen Treffen mit Gästen oft in lange, gemütliche Gesprächsrunden. Ein interessantes Objekt in der Raumgestaltung ist ein Fenster, das die Küche mit dem Wohnzimmer verbindet. Es wurde erst mit der Sanierung der Wohnung eingebaut. Dank dieser Durchreiche ist es sehr praktisch, die Gerichte aus der Küche in das Wohnzimmer hinüberzugeben, vor allem, wenn viele Gäste anwesend sind. Zudem kann dadurch die Unterhaltung mit ihnen gut weitergeführt werden. In letzter Zeit hat sich die Wohnungseinrichtung nicht wesentlich verändert. Die übliche Möblierung fordert keinen grossen Aufwand, und wenn die Frage aufkommt, wofür man das Familienbudget verwenden soll, so denkt man am ehesten an Reisen.
Ihre liebsten Einrichtungsgegenstände sind die Bücherregale, die Sergej von Hand angefertigt hat. In nächster Zukunft denken sie nicht an einen Wohnungswechsel. Nach langen Reisen sind sie glücklich, in ihre geliebten eigenen vier Wände zurückzukehren. Valentina möchte gerne Englisch lernen, damit sie mit ihren Enkelkindern, die in Kanada leben, direkt und ohne Dolmetscher kommunizieren kann.
2005
2017
Zu Belarus hatten wir 2005 nebst über den Verein MitOst auch Kontakt über die DEZA-Vertretung in Minsk (Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit, Schweiz) und über Madeleine Rey (Verantwortliche für Kulturkontakte Aargau–Belarus). Sie vermittelte uns den Deutsch sprechenden Sergej Laboda sowie Anton Slunchenko, einen in Minsk ansässigen Künstler, Fotografen und Grafiker. Die damals dokumentierten fünf Wohnbeispiele stammten aus dem Bekanntenkreis der beiden und lagen alle in der Hauptstadt.
Die Stadt Minsk wurde im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte als sowjetische Idealstadt. Der weissrussische Architekt und Autor Artur Klinau schildert in seinem Buch «Minsk – Sonnenstadt der Träume» (Suhrkamp, 2006) seine dort als Kind und Jugendlicher erlebten Stimmungen und Beobachtungen eindrücklich und auf bildhafte Art. Nebst historischen Ereignissen beschreibt er die Siedlungsstrukturen der Fünfzigerjahre in Anlehnung an den Klassizismus, die mit Reliefs dekorierten Fassaden und die auffallend grossen, steinernen Vasen ebenso wie die Grossüberbauungen der umliegenden Quartiere, wie man sie in Europa aus den Sechziger- und Siebzigerjahren kennt.
Nach dem Erstbesuch 2006 anlässlich der Vernissage von «Türen auf» folgten unsererseits weitere private Reisen in die Stadt. Es war unsere Neugier, die uns antrieb, den auf einem alten Stadtplan entdeckten, gut ablesbaren Quartierstrukturen sowie den in Klinaus Texten beschriebenen Orten nachzugehen. Auch faszinierten die Gebäude des Stadtzentrums, die noch ohne grosse Schaufensterverglasungen mit ihren steinernen Sockelgeschossen die Strassenräume säumten und keine Werbung trugen.
Über die Jahre blieb der Kontakt mit Anton Slunchenko konstant. Er freute sich, auch bei der Fortsetzung des Projekts «Türen auf» mitzumachen, und stiess beim Familienvater Sergej unseres Wohnbeispiels aus dem Jahr 2005 wieder auf offene Türen. Der Historiker und seine Frau waren gerne bereit, erneut unsere Fragen zu beantworten. Leider war das bei ihren drei Kindern nicht der Fall. Sie zogen es vor, ihre Privatsphäre zu bewahren.