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Russland, Kasan (1)

2005

Ort

Haus

Wohnung

Personen

 

 

 

 

Fotos

Text

Kasan, Hauptstadt der Republik Tatarstan, Russische Föderation
1,2 Millionen Einwohner
Wohnblock, 1994
Ministerium für Melioration
68 m2, privatisiert
Wladimir (50), 
Militärangehöriger
Nurija (48), Stellvertreterin der Kaderverantwortlichen an einer Hochschule
Denis(26), Systemadministrator
Swetlana (20), Studentin an der Architekturfakultät
Fuat Garifullin
Swetlana Zacharova

Die Familie besteht aus vier Personen. Der Vater, Wladimir, ist Militärangehöriger. Seine Hobbys sind Fischfang und Jagd. Die Mutter, Nurija, ist Stellvertreterin der Kaderverantwortlichen an einer Hochschule. Ihre Hobbys sind Lesen und Stricken. Der Sohn, Denis, ist Systemadministrator. Sein Hobby sind Autos. Die Tochter, Swetlana, ist Studentin an der Architekturfakultät, ihre Lieblingsbeschäftigung ist Zeichnen. Die Familie hat eine Katze mit Namen Maschka. Sie ist acht Jahre alt. 

Der Tagesablauf ist im Winter und Sommer ähnlich. Unter der Woche versammelt sich die Familie nur abends. Gegessen wird in der Küche. Morgens zwischen 6 und 8 Uhr frühstückt jeder allein. Dann gehen alle zur Arbeit. Meistens essen sie auch dort.Manchmal kommen die Eltern für das Mittagessen nach Hause. Zum Abendessen hingegen sind alle zu Hause, so um 19 Uhr.

Das Lieblingszimmer ist das Wohnzimmer. Dort versammeln sich alle um den Fernseher, zur Erholung oder zur Besprechung der Ereignisse des vergangenen Tages. Lieblingsgegenstand in der Wohnung ist der Computer. Alle Familienmitglieder benutzen ihn als Kommunikationsmittel. Gäste werden im Wohnzimmer empfangen, wo man einen grossen Tisch aufstellt.

Den Bewohnerinnen und Bwohnern ist es wichtig, dass die Zimmer in die richtige Himmelsrichtung orientiert sind. Das Schlafzimmer wurde dort eingerichtet, wo ursprünglich das Wohnzimmer geplant war. Jetzt fällt morgens das Sonnenlicht ins Schlafzimmer und am Abend ins Wohnzimmer. Der Balkon ist vom Schlafzimmer aus zugänglich und nicht vom Wohnzimmer aus, was allen bequemer erscheint. 

Am Grundriss gefällt der Familie vor allem, dass es eine Eingangshalle und einen Flur gibt. Die sanitären Anlagen, Bad und Schlafzimmer sind vom Eingang entfernt. Was ihrer Meinung nach noch fehlt, sind ein Esszimmer, ein Abstellraum und eine Garderobe. An ihrem Wohnort mag die Familie den Hof und die hellen Zimmer. Alle finden, dass die Wohnung sehr komfortabel möbliert ist.

Vor 15 Jahren wohnten sie in der Stadt Nabereschnye Tschelny (800’000 Einwohner). Dort war es leichter, eine Wohnung zu bekommen. Es war ebenfalls eine Dreizimmerwohnung, in einem neunstöckigen Wohnhaus, 1981 erbaut. 

Der Wohnungsgrundriss war etwas anders: Vom Eingang aus sah man in einen langen Korridor, an den sich Bad und Toilette anschlossen. Rechts vom Eingang befanden sich die Küche, dann das Wohnzimmer und die Schlafzimmer. Es gab auch einen Abstellraum und einen Zwischenboden, um Dinge zu verstauen. 

Damals waren sie zu fünft in der Wohnung, da die Grossmutter noch mit der Familie lebte. Der Tagesablauf war derselbe. Die Eltern hatten dieselbe Arbeitszeit, die Kinder besuchten die Schule.

In 15 Jahren möchte die Familie in einem Einfamilienhaus in einem Vorort leben. Dort kann man sich nach der Arbeit vom Stadtlärm erholen, ohne an den Arbeitsweg zu denken. Ihr Wunsch ist ein Haus mit allen Bequemlichkeiten, mit Garten und nicht weit von der Arbeitsstelle.

2017

Ort

Haus

Wohnung

Personen

Fotos

Text

Kasan, Hauptstadt der Republik Tatarstan, Russische Föderation  
1,2 Millionen Einwohner  
sechsgeschossiger Wohnblock, Baujahr 1994, Eigentum des Ministeriums für Melioration 
3 Zimmer, 68 m2, 2. Obergeschoss, Eigentum (privatisiert)
Nurija (60), Rentnerin
Wladimir (62), Rentner  
Swetlana Kayumova
Swetlana Kayumova, 
Aleksandrina Mikhailova 

In der Wohnung, in der 2005 die fünfköpfige Familie gewohnt hat, leben jetzt nur noch die Eltern, Wladimir und Nurija. Sie sind beide in Rente. Da die beiden viel zu Hause sind, wurden die Essenszeiten geregelter. Die zwei erwachsenen Kinder haben jetzt eigene Familien und leben in eigenen Haushalten. An den Wochenenden versammeln sich alle drei Familien ziemlich oft. Deshalb steht im Wohnzimmer der grosse Tisch für die Gäste. Die Familie hat ein eigenes Stück Land ausserhalb der Stadt mit einem Wochenendhaus, einer Datscha. Ihr Hobby ist der Garten: der Gemüseanbau, das Auspflanzen der Setzlinge, das Sammeln der Samen, die Gärtnerei, die Blumenzucht. Bis jetzt haben sie keine Tiere, auch keine Katzen. 

Den Winter verbringen sie alle zu Hause, im Sommer fahren alle aufs Land zur Datscha. Die Eltern sind die meiste Zeit im Wohnzimmer oder am Computertisch. Nurija ist die Hauptgartenbäuerin. Sie studiert die Züchtungsmethoden verschiedener Gemüsekulturen und von Bäumen. Wladimir ist der Haupthelfer der Hauptgartenbäuerin. Die Kinder und die Enkelinnen sind die Hauptsammler. 
 
Wladimir und Nurija gefällt ihr Wohnzimmer. Der Computer ist nun in einem anderen Zimmer. Das Zimmer scheint viel grösser, die Wohnwand haben sie geteilt und in andere Zimmer verlegt. Das Wohnzimmer wurde dank den hellen Tönen geräumiger und ohne Wohnwand bequemer. Bei der Renovation des Raumes haben sie sich bemüht, die Fensterzone zu befreien, die Möbel mit grossem Umfang zu entfernen oder zu verbergen. Sie wählten hellere Tapeten, als es im Geschäft empfohlen wird. 

Die Meinungen von Swetlana, der Architektin, und die der Mutter sind übereinstimmend: Ideal wäre es, als Grossfamilie in einem Blockhaus auf einem Grundstück zu leben. Da gäbe es drei Teile mit den persönlichen Zimmern und ein allgemeines Wohnzimmer – einer «Gaststätte». Es ist (noch) ein Traum, aber es wäre sehr praktisch. Erstens wären alle zusammen, zweitens würde das Haus mit mehreren Generationen niemals leer stehen, drittens 
wäre es bequem für die Grossmutter mit den Enkeln: Alle wären stets nahe bei den Grosseltern.

2005

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2017

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In «Türen auf» dokumentierten wir 2005 je drei Wohnbeispiele aus Krasnojarsk (Sibirien) und Kasan (Tatarstan), zwei Grossstädte mit je etwa einer Million Einwohner. Zu Sibirien hatten wir eine Verbindung über den Verein MitOst, zu Kasan über berufliche Kontakte mit der dortigen Architekturschule, mit deren Dozenten und Studierenden wir in englischer Sprache kommunizierten. Drei Studentinnen dokumentierten ihre eigene Wohnsituation. Aleksandrina Mikhailova, zu jener Zeit Assistentin an der Hochschule, wirkte schon damals dank ihren deutschen Sprachkenntnissen als Vermittlerin.

Kasan ist wie die ganze autonome Republik Tatarstan halb russisch, halb tatarisch geprägt. Sprachlich überwiegt in den Städten das Russische. Was die Religion betrifft, ist die eine Hälfte der Bevölkerung muslimischen, die andere russisch-orthodoxen Glaubens. Nach dem Ende der Sowjetunion erlebten die Religionen einen Aufschwung, was man an den neuen Kirchen und Moscheen wahrnimmt.

Die Familie unseres Wohnbeispiels ist kulturell-religiös gemischt und damit beispielhaft für das gute Zusammenleben der Kulturen in Kasan. In Russland haben die Familien einen starken Zusammenhalt. Im Ausgleich zum hektischen städtischen Alltag ist die Datscha im Sommer und an Wochenenden der beliebteste Wohnort.

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